Die Condrobs Clearingstelle Gesundheit wurde Ende des vergangenen Jahres nach dreijähriger, erfolgreicher Projektphase verstetigt. Zahlreichen Menschen konnte die Clearingstelle helfen. Einer, der einen weiten Weg hinter sich hat und nun unter Mithilfe der Clearingstelle auf neue Bahnen gelangt ist, ist Levan [Name von der Redaktion geändert]. Er hat uns seine Geschichte erzählt.
Levan, in Georgien aufgewachsen, hatte große Ambitionen, sich an einer Universität einzuschreiben, nachdem er eine vielversprechende Karriere als Leistungssportler hinter sich hatte. Doch als junger Mann wurde er zum Wehrdienst in der damaligen UdSSR eingezogen und nach Afghanistan verlegt, wo er in den Krieg geriet. Während eines Kampfeinsatzes wurde der Hubschrauber, in dem er mit seinen Kameraden saß, abgeschossen. Nur er und der Pilot überlebten, doch Levan erlitt schwerwiegende physische und psychische Verletzungen, die bis heute anhalten.
Weitere Schicksalsschläge
Mit dem Beginn seiner Sucht nach Heroin verschlimmerten sich Levans Probleme weiter. Obwohl er zurück in ein einigermaßen „normales“ Leben fand, heiratete und Kinder bekam, wurde seine Welt erschüttert, als seine Frau schwer erkrankte und verstarb. Inmitten dieser Tragödie verstärkte sich Levans Abhängigkeit von Heroin, Alkohol und anderen Drogen. Er geriet auf die schiefe Bahn und wurde kriminell, was zu einer Haftstrafe in Griechenland führte, wo er in der Zwischenzeit lebte.
Hilfe durch die Clearingstelle
Zur Arbeitssuche kam er nach Deutschland. Ohne Erfolg und obdachlos versuchte er, Geld für seine Kinder aufzubringen, die bei seiner Mutter in Griechenland geblieben waren. Durch den Kontakt zur Clearingstelle erhielt er finanzielle Unterstützung für die Behandlung seines beim Kriegseinsatz verletzten Auges, eine Substitutionstherapie, Facharztbehandlungen und stationäre Krankenhausaufenthalte, einschließlich Entgiftungsmaßnahmen. Die Clearingstelle stand ihm eng zur Seite und führte Beratungsgespräche in einer Sprache durch, die Levan beherrscht, denn obwohl er mehrere Sprachen sprach, war sein Deutsch nur mangelhaft.
Gefängnis und Reha
Aufgrund unbezahlter Geldstrafen musste Levan erneut ins Gefängnis, fand dort jedoch Unterstützung durch eine Suchtberaterin von Condrobs. Sie organisierte einen Platz in einer Rehabilitationsklinik mit Fremdsprachenangebot. Schließlich wurden für Levan die Kosten für eine Sucht-Reha übernommen. Er war der erste Klient, für den der Gesundheitsfonds der Stadt München eine Rehabilitationsmaßnahme finanziert hat.
Die Clearingstelle empfahl dem Sozialdienst der Rehaklinik Sozialleistungen zu beantragen. Dies war für ihn möglich da er unter der Adresse erstmals einen Wohnsitz melden konnte. Die Leistungen wurden bewilligt und er erhielt im Zuge dessen zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Deutschland eine Krankenversicherung.
Ein Neuanfang
Levan traf die Entscheidung, in der Region der Klinik zu bleiben und einen Neuanfang zu wagen. Clean von Drogen möchte er Arbeit finden und seine Kinder aus dem Ausland zu sich holen. Die Klinik setzt sich für eine Verlängerung der Rehabilitationsmaßnahme durch die Krankenversicherung ein, und nach Abschluss der Reha ist eine weitere ambulante Begleitung in den Alltag geplant.
Levan zeigte während seiner Reha einen bemerkenswerten Grad an Disziplin und hielt ohne Rückfälle durch. Er will seine Chance ergreifen. Unbedingt.
Titelbild: Portrait aus dem Fotoprojekt „Menschen.Recht.Gesundheit.„